Gerd Harry Lybke, genannt „Judy“, hat Kunstgeschichte geschrieben. Er selbst zählt zwar nicht zu den Ausnahmekünstlern, dafür aber entwickelt und promotet er diese Spezies höchst erfolgreich. Ein im positiven Sinne eigenartiger Mensch. Die faszinierende Geschichte seiner Galerie Eigen + Art musste deshalb zu ihrem 30. Geburtstag endlich erzählt werden – und das möglichst von einem ähnlich eigenartigen Menschen. Der wurde auch gefunden.
Archiv für den Monat März 2014
Alles begann mit Henry Miller
Leipzigs Oberbürgermeister und Bücherfreund Burkhard Jung (Mitte) war bereits mehrfach Gesprächsgast im Literatursalon von Dieter Bührnheim (r.). Moderiert von MDR-Jourrnalist Michael Hametner (l.). / Fotos (3): Doreen Bunke
10.000 signierte Bücher führt Dieter Bührnheim (Bührnheims Literatursalon) in seinem Bestand. Darunter finden sich fast alle Größen dieser Welt. Das macht den Wahl-Leipziger zu einem Star unter den Antiquaren. Es ist zugleich das Ergebnis einer jahrzehntelangen Schaffensfreude, zu der Literatur-Ikone und Querdenker Henry Miller den Anstoß gab.
Wenn der Goldbär geht
Was würde Thomas Gottschalk tun, wenn ihm sein Goldbär abhanden käme? Er würde möglicherweise bitterlich weinen oder sich von Michelle Hunziker trösten lassen. Das ist jedoch alles Spekulation. In Leipzig muss man über die gleiche Frage nicht grübeln. Hier wird sie Realität. Leipzig ist deshalb traurig – und sagt leise servus.
Nachttischschränkchen
„Frau Hengstenbergs Nachttischschränkchen“ ist ein Höhepunkt beim jährlichen Pressegespräch des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, das der Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen regelmäßig vor den Leipziger Buchmessen im „Haus des Buches“ durchführt. Ein Original, das es zu kultivieren gilt.
Qualität mit Coolness-Faktor
Der Werdegang besonderer Verlage und Werke hängt eng zusammen mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Das unterstreicht bereits ein Streifzug durch die Geschichte der zurückliegenden 200 bis 300 Jahre und gilt bis in die heutige Zeit. Die faszinierende Erfolgsgeschichte des Leipziger BUCHFUNK Verlages belegt das.
Diesel für die Zukunft
Rudolf Diesel (18.3.1858-29.9.1913), der geniale Erfinder und Entwickler des nach ihm benannten Dieselmotors, empfahl bereits vor über 100 Jahren Pflanzenöl als Kraftstoff für den Fahrzeugbetrieb. Eine dritte große Idee von ihm blieb bis heute dagegen unverwirklicht: die Solidargemeinschaft.
Leipziger Perspektiven
Das wird ein packender Vierteiler: Die „Geschichte der Stadt Leipzig“ vereint auf über 3.500 Seiten die Arbeit führender Wissenschaftler und Fachleute. Publiziert im Leipziger Universitätsverlag ab November 2014. Empfehlenswert sind zugleich ein paar Klassiker, die sich beim Stöbern im Antiquariat entdecken lassen.
Warnung vor dem Krieg
Das Leipziger Graphikantiquariat Koenitz am Markt 1 im Alten Rathaus ist eine besondere Adresse für Graphikliebhaber. Warum das so ist, bewies der feingeistige Leipziger Antiquar, Kunsthändler und Kulturförderer Martin Koenitz eindrucksvoll auf der Antiquariatsmesse während der Leipziger Buchmesse – mit einer eindringlichen Warnung vor dem Krieg.
Start der Energiewende
Die Diskussionen um eine Energiewende sind kein Modethema aufgrund jüngster Entwicklungen, sondern ein Evergreen seit mehr als 40 Jahren. Bündnis 90/ Die Grünen gingen im Zuge der Umwelt- und Friedensbewegung sowie der Anti-Atomkraftbewegung der 1970er Jahre ab 1980 daraus hervor. Und auch der oft gescholtenen Wirtschaft sollte man die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema nicht absprechen.
Schatztruhe Antiquariat
Auch das ist einzigartig in der Buchstadt Leipzig: Die harmonische Verbindung einer Antiquariatsmesse mit einer Buchmesse für Neuerscheinungen kann wahrscheinlich nur an einem Ort gelingen, an dem Vergangenheit und Zukunft innig umschlungen in der Gegenwart kuscheln.
Pilgerzentrum der Bücherwelt
Die Leipziger Buchmesse 2014 zeigte wie üblich in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten viele unterschiedliche Facetten und führte diese geschickt zusammen. Das zeichnet sie in besonderem Maße aus. Sie macht zugleich deutlich: Leipzig ist die zentrale Pilgerstätte der Bücherwelt.
Erster Weltkrieg greifbar
Gerade mal 19 war Edgar Voerster – da fiel der Spross der Leipziger Verleger-Dynastie Volckmar/ Voerster 1917 in Flandern in der grausigen Schlacht von Paschendale. Fotos (2): Karsten Uhlmann
Der BUCHFUNK Verlag ist ein starkes Stück Leipzig. Er zählt zu den Hoffnungsgebern der Buchstadt und sammelt Preise, Lob und Auszeichnungen fast am Fließband. Zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges 1914 lässt er 17 große Autoren „1914-1918“ erzählen – in einem Hörbuch, das bundesweit Komplimente sammelt und das Völkerschlachten greifbar macht.
Alter Knabe taufrisch
Kommt ein alter Knabe taufrisch und voller Lebenskraft daher, kann das daran liegen, dass er sein Tun der Förderung junger Menschen widmet. Oder auch, wie im vorliegenden Fall: Weil ein junger Mensch mit reichlich Können und Leidenschaft eine große Tradition erfolgreich neu belebt.
Spaziergang mit Vater Hessel
In Berlin herrscht aktuell Selbstzweifel. Ist die Hauptstadt out? Internationale Trendsetter haben Leipzig als den kommenden Treffpunkt entdeckt. Das nagt am Ego mancher Menschen an der Spree. Der Leipziger BUCHFUNK Verlag streichelt deshalb die Metropolen-Seele mit ewig gültigen Eindrücken beim „Spazieren in Berlin“. Kein Geringerer als Franz Hessel hat sie eingefangen.
Veronika, der Lenz ist da
Pünktlich zum heutigen Frühlingsanfang scheint nicht nur die Sonne hell und warm. Das Gemüt klart auf – und über die Lippen tänzelt eine ewig junge Melodie: „Veronika, der Lenz ist da.“ Die Comedian Harmonists, Deutschlands erste und berühmteste Boy-Group, haben das Lied vor bald 90 Jahren populär gemacht. Dem Vater des Evergreens, Walter Jurmann, hat der Leipziger Henschel Verlag eine 300 Seiten starke Biographie inklusive Mini-CD gewidmet.
Meisterwerk aus Bautzen
Über dieses Buch wird in ein paar Jahren rückblickend vielleicht gesagt, dass es ein Höhepunkt unter den Neuerscheinungen zur Leipziger Buchmesse 2014 war. Ein Klassiker und unverzichtbares Standardwerk dürfte das im Bautzener Domowina-Verlag publizierte „Sorbische Kulturlexikon“ auf jeden Fall werden.
Politik kinderleicht
Wahlbeteiligungen liegen heute oft dramatisch niedrig und die Glaubwürdigkeit der Politik befindet sich weiterhin im Sturzflug. Wie lässt sich dem begegnen? Wahrscheinlich vor allem durch einen Sinneswandel unserer Politiker und Politikerinnen – und dazu durch ein Plus an wirkungsvoller politischer Bildung und Aufklärung. Der Klett Kinderbuch Verlag aus Leipzig zeigt, wie es geht.
Das deutsche New York
Weil Mark Lehmstedt eine außergewöhnliche Spürnase besitzt, hebt der Leipziger Verleger regelmäßig besondere Schätze. Seine aktuelle Entdeckung ist „Das deutsche New York“. Autorin Ilona Stölken zeigt und beschreibt auf 320 Seiten, warum die US-Metropole im späten 19. Jahrhundert quasi die größte deutsche Stadt nach Berlin und Wien war.
Anstoß: Umweltgeschichte Sachsens
Mehr als zwei Jahre lang haben die sächsischen Grünen sorgfältig an ihrem Parteiprogramm für die Landtagswahl im August 2014 gefeilt und jede Formulierung leidenschaftlich und kritisch diskutiert. Das ist bemerkenswert und löblich. Vielleicht wäre es noch wirksamer gewesen, die „Umweltgeschichte Sachsens“ der Edition Leipzig flächendeckend unters Volk zu bringen.
Schweiz: Mehr Mitglied als Gast
Kurios: Bezogen auf die Europäische Union liegt die Schweiz mittendrin und ist nicht dabei. Die Leipziger Buchmesse erlebte die Schweiz 2014 als Gastland, wirkt hieran aber seit Jahrhunderten als fester Bestandteil wertvoll mit. Ein sympathisches Kuriosum zugleich, das vertiefende Einblicke ermöglichte.
Stempeln gehen mit Kurt Wolff
Verkehrte Welt: Wem die Kurt-Wolff-Stiftung die Rote Karte zeigt, muss nicht das Spielfeld verlassen, sondern wird zielführend ins Geschehen geschickt … Das ist jedenfalls auf der Leipziger Buchmesse so der Fall.
Zeit nehmen für Gespräche
„Leipzig liest“-Freunde sprechen von einer Sternstunde des Lesefestes. Sie schwärmen von einem Leckerli aus dem Buchmesse-Gastland Schweiz,dargereicht vom Salis Verlag (www.salisverlag.com) aus Zürich. In Bührnheims Literatursalon (www.signiertebuecher.de) war mit Autor Jörn Jacob Rohwer (www.jjrohwer.de) und seinem Buch „Die Seismographie des Fragens“ viel Gutes zur gleichen Zeit am richtigen Ort.
Appetit bekommen auf Armenien
Dieses Buch bereitet nicht nur Frauen Freude, daran finden alle Gefallen. „Eine kulinarische Reise durch Armenien“ präsentiert in prächtigen Bildern und höchst fachkundigen Worten die großartigen Reize eines der ältesten Länder der Welt. Dazu in perfekten Kreationen die schmackhafte Küche von Armenien.
Mit Stefan Schwarz in der Mädler-Villa
Imposante Kulisse: Mädler-Villa in Leutzsch.
Leipzig. Die ehemalige Residenz des Kofferfabrikanten Mädler erstrahlt in hellem Glanz. Die neuen Eigentümer haben die Gründerzeitvilla mit viel Sorgfalt renoviert und laden die Öffentlichkeit zur Buchlesung.
Lokatis: Glücksfall für die Buchstadt
Jongliert mit Büchern und mit Worten – und macht Wissenschaft lebendig: Prof. Dr. Siegfried Lokatis. Foto: Doreen Bunke
Lokatis klingt altgriechisch gehaltvoll, ähnlich wie Sokrates und Herodot. Siegfried klingt kraftvoll und nach einer sagenhaften Erzählung. In Personalunion erwächst daraus Siegfried Lokatis – und ist ein Glücksfall für die Buchstadt Leipzig.
Karriere in der Bücherwelt
Der heutige Freitag der Leipziger Buchmesse 2014 steht unter dem Motto „Karrieretag Buch und Medien“. In Halle 5 in den Fachforen 1 und 2 an den Ständen C 600 und D 600 befindet sich der zentrale Anlaufpunkt. Dort gibt es zudem eine ganztägige Informationsausstellung.
Schöne alte Bücher: Jenseits der Hast
Die Antiquariatsmesse in Halle 3 der Leipziger Buchmesse bildet eine eindringliche Oase und verwöhnt als eine Art Ruhepol inmitten möglicher Hektik. Ohne dass dabei Langeweile aufkommt. Hier finden sich außergewöhnliche Bücher aus unterschiedlichsten Zeiten, die bereits für sich spannende Geschichten erzählen und neben reichlich Erhabenheit häufig auch einen besonderen materiellen Wert besitzen.
Hautnah: Felix und die Frauen
Felix Mendelssohn Bartholdy war kein Casanova. Letzterer war ein Herzensbrecher, Felix mehr ein Masseur der Herzen. Er respektierte die Frauen und förderte sie. Das ließ sie von ihm schwärmen. Viele große und auch heute weniger bekannte Namen finden sich darunter. Brigitte Richter erzählt in ihrem Buch „Frauen um Felix Mendelssohn Bartholdy“ (www.eudora-verlag.de) 29 Felix-Frauengeschichten – und Universitätsmusikdirektor David Timm vermittelt uns das hautnah.
Die geheime Welt der Fußball-Helden
Der Leipziger Universitätsverlag ist bekannt für hohe Fachlichkeit und Seriosität, gepaart mit einem publizistischen Geschick, auch schwierige Themen attraktiv und leicht verständlich zu vermitteln. Neben reinen Fachbüchern erscheinen jährlich ein Dutzend oder mehr Hochkaräter, die auch ein breiteres Publikum in ihren Bann ziehen. Pünktlich zur Leipziger Buchmesse 2014 zündet der Leipziger Universitätsverlag nun aber eine Bombe, die sich zu einem Frontalangriff auf die Fußballkultur entwickeln könnte.
Heiß: Mit Crouch auf der Couch
Wegweiser: Colin Crouch zeigt, wie Markt und Moral harmonieren können. Foto: Uwe Willmann
In der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig brennt am Donnerstag, dem 13. März, ab 18 Uhr die Luft. Dann trifft sich in der Karl-Tauchnitz-Straße 1 der Wahl-Wiener Passagen-Verleger Peter Engelmann zum Gespräch über „Markt und Moral“ mit dem britischen Soziologen und Politikwissenschaftler Colin Crouch.
Pause von der Babypause
Kaum vorstellbar, dass ein „menschgewordener Bücherschrank“ wie Claudius Nießen während der Leipziger Buchmesse unberührt im Kinderzimmer steht. Tut er auch nicht. Der langjährige Geschäftsführer des Deutschen Literaturinstituts Leipzigs (DLL) macht kurzzeitig Pause von der Babypause.
„Leipzig liest“: Genießen wie Epikur
„Leipzig liest“, das spektakuläre und mitreißende Lesefest zur Leipziger Buchmesse, begeistert mit einem großartigen und überaus üppigen Angebot. Hedonisten können davon leicht Kopfschmerzen bekommen. Wahre Genießer wie deren Vordenker Epikur erfreuen sich anders. Sie meiden die Methode „All you can read“ und wählen stattdessen genussvoll aus.
Von Wien via Leipzig in die Welt
Robert Blum, der Prophet der modernen deutschen Demokratie, verließ von Leipzig aus über Wien die Welt. Der ebenso geistreiche wie gedanklich weitreichende Verleger Peter Engelmann verbreitet seine herausragenden Ideen und Werke von Wien aus via Leipzig in die Welt, denn die Leipziger Buchmesse hat ihn positiv überrascht.
Buchmesse: Unbändige Innovationskraft
Zu Beginn der 1990er Jahre stand die Leipziger Buchmesse vor dem Aus. Undenkbar – und doch bedrohlich nah greifbar. Dass dann alles ganz anders kam und die Leipziger Buchmesse glanzvoll und gestärkt „auferstanden aus Ruinen“ ist, mag typisch sein für diese Stadt. Leipzig zeichnet seit jeher eine ungeheure Innovationskraft aus, die die Stadt im Verlauf ihrer knapp tausendjährigen Geschichte stets zusätzlich strahlend aus Krisen und Katastrophen hervorgehen ließ.
Große Geschichte – und höchst lebendig
Über Jahrhunderte war Leipzig eine Art „Welthauptstadt des Buches“. Mit dem Ersten Weltkrieg setzte ab 1914 auch politisch begründet ein Niedergang ein, der Ende des 20. Jahrhunderts wenig übrig ließ vom alten Glanz. Auf dem Tiefpunkt wuchs zugleich ein neues Pflänzchen, das sich seit der Jahrtausendwende beeindruckend entwickelte und Leipzig aktuell wieder als eine Buchstadt erscheinen lässt, die etwas Besonderes in Deutschland darstellt. Regine Lemke, Geschäftsführerin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels-Landesverbandes Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, spricht darüber im Interview.
Imposant: Das Tor zur Buchstadt Leipzig
Das historische Graphische Viertel der Buchstadt Leipzig umfasste eine gewaltige Fläche von mehreren Quadratkilometern. Ein offizielles Eingangstor konnte es da kaum geben. Die einstige Königsstraße und heutige Goldschmidtstraße, die am Europahaus vom Roßplatz abzweigt, darf sich als Tor zur Buchstadt bezeichnen. Eine Perlenschnur der großen Namen. Kein Ort des Graphischen Viertels war mit Verlagen und Druckereien dichter besiedelt.
Erfolgsgeschichten einst und heute
Bücher faszinieren – und sie verändern die Welt. Sie tun das seit Jahrhunderten in zunehmendem Maße, heute stark im Verbund mit digitalen Medien. Jährlich fluten rund 100.000 Titel den Markt, doch selbst von herausragenden Publikationen findet nur ein Bruchteil eine breitere Öffentlichkeit.