Verleger-Legenden: Elmar Faber (l.) und Klaus G. Saur (r.) machen auf Einladung von Dieter Bührnheim große Geschichte greifbar. Fotos (3): Doreen Bunke
Alles Gute zum Geburtstag, Elmar Faber! Dass dieser Grandseigneur der Bücherwelt heute 80 wird, ist kein Aprilscherz. Auch wenn man ihn maximal auf 60 schätzen würde, obwohl er seit fast einem halben Jahrhundert zu den herausragenden Persönlichkeiten unter den deutschsprachigen Verlegern zählt.
Friedrich Nietzsche, dieser große Philosoph aus dem kleinen Röcken nahe Leipzig, stellte bereits vor geraumer Zeit fest, dass es keine einfachen und auch keine endgültigen Wahrheiten gibt. Alles hängt stets von der jeweiligen Perspektive ab. Für die moderne Geschichtswissenschaft ist das heute eine feste Arbeitsgrundhaltung.
Elmar Faber hat diesen Grundsatz fest verinnerlicht und lebt ihn vor. Er ist kein Verklärer, sondern ein kritischer Beobachter. Ein versierter Zeitzeuge und Mitgestalter der vergangenen 50, 60 Jahre zudem und ein Wanderer zwischen den Welten.
Das alles lässt seine Erinnerungen, die unter dem Titel „Verloren im Paradies“ im Aufbau Verlag pünktlich zur jüngsten Leipziger Buchmesse ganz aktuell erschienen sind, auf rund 400 Seiten zu einem höchst spannenden und aufschlussreichen Stück Zeit- und Kulturgeschichte wachsen.
Es ist zudem ein eindringliches Zwischenfazit eines bewegten und erfolgreichen Lebens, das viele Fragen beantwortet und neue Gedankengänge eröffnet. Ein geistreicher Blick hinter die Kulissen zudem, der an die öffentlichen Gespräche erinnert, die Elmar Faber regelmäßig etwa mit dem Verleger-Granden Klaus G. Saur führt und die neben einem hohen Unterhaltungswert wertvolle Erkenntnisse zur Weitung des Horizonts liefern.
Wunderbare Geschichtenerzähler: Johannes Forner und Elmar Faber.
Der Name Elmar Faber steht grundsätzlich für herausragende Qualität und höchstes Niveau. Das dokumentieren bereits die Stationen seines erfolgreichen Berufslebens. Stellvertretend seien hier das Bibliographische Institut, die Edition Leipzig und der Aufbau Verlag genannt.
Glanzvolle Namen, die ausnahmslos für hochkarätige Bücher stehen. Die Verlage Aufbau und Suhrkamp nahmen im deutschsprachigen Raum über Jahrzehnte mit Abstand die Spitzenstellung ein im Zusammenhang mit maßgeblicher Literatur, die den Stellenwert intellektueller Taktgeber einnahm und gesellschaftlich prägend wirkte.
Der Aufbau Verlag sammelte die Autoren-Weltrechte von Legenden wie Heinrich Mann, Hans Fallada, Anna Seghers, Bertolt Brecht, Egon Erwin Kisch, Arnold Zweig oder Lion Feuchtwanger – um nur einige zu nennen.
Elmar Faber spricht deshalb von einem Paradies, in dem man sich angesichts der Vielfalt und der riesigen Herausforderungen schnell verlieren kann. Egal ob nun im Dienst der großen Häuser oder im eigenen Verlag Faber & Faber, den er 1992 gemeinsam mit seinem Sohn Michael etablierte.
Elmar Faber war nie ein Ideologe, sondern immer ein versierter und mutiger Geschäftsmann. Der konservativ rechnete und sich nach den Vorgaben eines Alfred Döblin richtete: Stets drei Dinge fest im Blick haben – die Autoren, das Publikum und die Finanzen.
Die Buchstadt Leipzig wuchs über die Jahrhunderte zwischenzeitlich zu einer Welthauptstadt des Buches und brachte herausragende Verleger-Legenden hervor. Elmar Faber zählt zu diesen Größten. In der Nähe von Saalfeld in Thüringen geboren und über Jahrzehnte in der Welt zu Hause, war und bleibt Leipzig für ihn stets die Wahlheimat.
In Jena lebte einer der herausragenden Trainer in der Geschichte des deutschen Fußballs, der 1974 zum „Held von Hamburg“ wurde: Georg Buschner, der durch seine erhabene und souveräne Aura wie auch seinen geistreichen Charme und die Unantastbarkeit des Ausnahmekönners liebevoll „Graf Georg“ genannt wurde.
Nicht nur ein Fußball-Professor, sondern sogar ein Fußball-Philosoph. Die Ähnlichkeit mit Elmar Faber im Erscheinungsbild, im Auftreten und selbst im geistreich-souveränen Gespräch ist so groß, dass man beinahe zwangsläufig von Zwillingsbrüdern sprechen möchte …
Vertraute Evergreens: Helmut Richter und Elmar Faber.
Dass der nun – unfassbar – 80-jährige Elmar Faber maximal wie 60 wirkt, könnte an regelmäßigen Bädern in einem Jungbrunnen liegen. Ein solches „Doping“ würde andererseits nicht zum seriösen Geschäftsgebaren von Elmar Faber passen. Wahrscheinlicher ist etwas anderes: Ein Blick in die leuchtenden Jungenaugen, des charmant und verschmitzt lächelnden Grandseigneurs sprechen letztlich Bände …
Für Elmar Faber war der Beruf stets Berufung. Wie sehr er diese Bücherwelt liebt und lebt, war vor einem Jahr während der Leipziger Buchmesse wunderbar zu beobachten. Wenn der Pförtner zwei Stunden vor Beginn des Publikumsverkehrs um 8 Uhr die Tore für die Aussteller öffnete, wartete Elmar Faber bereits am Eingang.
Jeden Tag war er der Erste! Und versank dann mit diesen leuchtenden Jungenaugen an der schier endlosen Bücherwand der Antiquariatsmesse in immer neu entdeckten Schätzen.
Eine Ausbildung in der Bücherwelt oder ein Studium rund ums Buch? Dafür wurde auch auf der Leipziger Buchmesse 2014 fleißig geworben, berichteten junge Menschen eindrucksvoll und mit Hingabe von ihrem Tun und Werden.
In diese Runde hätte auch Elmar Faber wunderbar hineingepasst. Ganz ohne Zweifel: Die jungen Leute würden sich um ihn scharen und an seinen Lippen hängen, denn Elmar Faber spricht die Sprache mehrerer Generationen. Und durch seinen Enthusiasmus in Verbindung mit seiner weltgewandten Souveränität versprüht er eine Glaubwürdigkeit, die fesselt und fasziniert.
Am Samstag, den 12. April, ist er wieder einmal Gast in Bührnheims Literatursalon und liest dort in der Mozartstraße 8 um 20 Uhr aus seinem aktuellen Buch „Verloren im Paradies“.
Elmar Faber geht gern an diesen Ort. Weil er den Hausherrn Dieter Bührnheim schätzt und weil es für ihn eine Art Heimkehr bedeutet. Bührnheims Literatursalon befindet sich in den einstigen Geschäftsräumen des Verlages Faber & Faber. Dieter Bührnheim achtet deshalb darauf, dass Besuche von Elmar Faber daheim stets ganz besondere Abende werden.
Holger Gemmer
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