Den VEB Werkstoffprüfmaschinen kannte einst in Leipzig jedes Kind. Ob das heute ebenso auf die „Kulturfabrik“ der Stadt zutrifft, wäre noch zu hinterfragen. Fest steht zumindest, dass diese Nutzergemeinschaft von vier eingetragenen Vereinen, einer Agentur und zahlreichen einzelnen Initiativen, Künstlern und Gewerbetreibenden für ihre vorwiegend geistigen Produkte stetig Abnehmer findet. Und die, alle Altersgruppen vertretend, bringen ihre Freude daran kräftig unter die Leute – sogar weit über das heimische Connewitzer Umfeld hinaus.
Hier, zwischen Koch- und Windscheidstraße, weitet sich das 7.830 Quadratmeter umfassende Areal mit einigen Liegenschaften des ehemaligen Metallverarbeitungsbetriebes, auf dem die Kulturfabrik ihr Zuhause gesucht und gefunden hat. Das ist lange her.
Aber schon zuvor, in den jüngsten Zeiten der Wende, gab es ein paar Leute, die unter der alten Bezeichnung Werk 2 firmiert und für dieses Zuhause viel getan haben. Denn um eines der größten soziokulturellen Zentren Sachsens zu schaffen und zu betreiben, brauchte es ein gutes Konzept und ein starkes Durchhaltevermögen.
Hinzu kamen Aufgaben zur Verwaltung und Vermietung der Gebäude des Grundstücks an andere Interessenten, die zugleich das Gesamtbild der Kulturszene am Ort farbig gestalten sollten. Und so kam es dann auch.
Welche vorwiegend geistigen Produkte sind es, an denen große Teile der Bevölkerung ihre Freude haben? Auf alle Fälle sehr unterschiedliche, sehr reichhaltige und sehr viele. Ein Angebot, das sich etwa folgendermaßen entwickelte:
An die Seite des eingetragenen Vereins Werk 2, der auch heute noch im Bund den Hauptakteur abgibt, rückten nach und nach drei weitere soziokulturell tätige Gruppen, deren Gemeinnützigkeit bestätigt worden war. Damit bilden den festen Kern des weitverzweigten Kulturgefüges vier eingetragene Vereine mit jeweils ganz individueller Struktur und proklamiertem Anliegen.
Das „Werk 2“ unterbreitet neben seiner Eigenschaft als Verwalter der Liegenschaft Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren ein reichhaltiges Angebot an Workshops, Theateraufführungen, Konzerten.
Die „Cammerspiele“ bestehen auf dem Gelände seit dem Jahr 2000 als Leipziger Off-Theater und bieten im Jahr mehr als 150 Veranstaltungen in freier Szene an. Ihr Repertoire enthält sowohl aktuelle Stücke als auch zeitlose Klassiker. Ihr Markenzeichen ist die Nähe des Publikums zum Bühnengeschehen. Der Raum fasst bis zu 60 Zuschauer. Auch Produktionen in Kooperation mit größeren Leipziger Veranstaltungsorten sind im Programm.
„Halle 5“: Das ist die Bezeichnung sowohl eines Teils der Fabrikräume als auch der dort stattfindenden Veranstaltungen. Die der 1. Etage zugeordneten offenen Treffs und die Veranstaltungshalle sind beliebte Anlaufpunkte für die junge Generation, die mit vielfältigen Unterhaltungs- und Bildungsbeiträgen wie Lesungen, Diskussionsrunden, Theater, Kabarett, Kursen, Ferienangeboten sowie Projekten in künstlerischen, kreativen, medialen und sportlichen Bereichen versorgt wird. Sogar Hausaufgabenhilfe wird geleistet.
„Frauenkultur“: Dieses soziokulturelle Zentrum bietet Kunst und Kultur von Frauen in den unterschiedlichsten Formen, aber nicht ausschließlich für Frauen. Das außergewöhnlich reichhaltige Programm enthält Konzerte, Lesungen, Vorträge, Ausstellungen, aktuelle Projekte, Kurse, Chorvorträge, Mädchenangebote, Workshops, Discotheken, Dokumentationen.
Seit dem 1. Oktober 2015 besteht der eingetragene Verein Frauenkultur 25 Jahre. Diesem Anlass wurde eine Jubiläumsveranstaltung gewidmet, während der eine rückblickende Ausstellung feierlich eröffnet wurde. Diese kann bis zum 11. November besichtigt werden.
Die schon ein Vierteljahrhundert währende Tätigkeit des Vereins im Interesse der Gleichstellung von Mann und Frau wird auch hier bei „www.buchstadt-leipzig.de“ mit einem besonderen Beitrag gewürdigt. Zu lesen in Kürze. Regelmäßige Einblicke folgen.
Dem Grundanliegen zeigen sich alle der zahlreichen in der Leipziger Kulturfabrik Mitwirkenden – eingeschlossen die Agentur Glücklicher Montag, die verschiedenen Initiativen, die einzelnen Künstler und Gewerbetreibenden – gleichermaßen verpflichtet.
Sie wollen dem Kulturbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger einen weiteren Zufluchtsort geben und kreative Angebote unterbreiten. Auch streben sie die feste Integration in die kulturelle Struktur der Stadt an. So hat das ehemalige Werk 2 des „guten alten“ VEB Werkstoffprüfmaschinen ein paar zwar aus der Art geschlagene, aber würdige Nachfolger gefunden.
Traude Engelmann