Es ist die 19. Ausgabe des „Leipziger literarischen Herbstes“, der in diesem Jahr in der Zeit vom 20. bis 27. Oktober veranstaltet wird. Wie immer aus diesem Anlass geht ein Ruck durch eine teils lokale, teils angereiste Masse von Schreibern, Machern, Nutzern und Lesern von Büchern. Denn jeder Einzelne dieser unverwechselbaren Spezies kann seinen Platz unter den Akteuren oder im Publikum suchen und finden, was er in der Regel auch tut. Und das bringt weiteres Leben in unsere quirlige Stadt.
Dieser Prozess funktioniert allerdings nur deshalb planmäßig, weil sich Hunderte haupt- und ehrenamtlicher Helfer in Verbänden, Ämtern, Bibliotheken, Rathäusern, Theatern, Gaststätten und anderen Einrichtungen für das vielseitige Programm eingesetzt haben.
Immerhin besteht es aus 35 Veranstaltungen an 23 verschiedenen Veranstaltungsplätzen. Zugleich werden der Ersterwähnung Leipzigs vor 1.000 Jahren und der französischen Literatur je ein thematischer Schwerpunkt eingeräumt, letzterem in Form des angegliederten Festivals „Leipzig Livre“.
Auch deshalb treten wieder zahlreiche internationale Mitwirkende in der Messestadt auf, darunter berühmte Autoren wie der Algerier Boualem Sansal und die Franzosen Alain Finkielkraut, Marie NDiaye, Jaques Ranciére und Jean-Philippe Toussaint.
Namhaftester Gast aber ist der Orientalist, Schriftsteller und Essayist Navid Kermani, der erst wenige Tage zuvor, am 18. des Monats, in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2015 erhielt.
Während der Veranstaltung am Mittwoch, den 21. Oktober, um 19 Uhr im Festsaal des Alten Rathauses erinnert Oberbürgermeister Burkhard Jung an seine zahlreichen Verdienste. Navid Kermani gilt als Weltliterat, der vertraute Grenzen verschwinden lässt und Orient und Okzident als nicht mehr zu Trennendes darstellt.
Schwerpunkte der Begründung des Stiftungsrates des Preises bestanden darin, dass Navid Kermani eine der wichtigsten Stimmen in unserer Gesellschaft sei, die sich mehr denn je den Erfahrungswelten von Menschen unterschiedlichster nationaler und religiöser Herkunft stellen müsse, um ein friedliches, an den Menschenrechten orientiertes Zusammenleben zu ermöglichen.
Diese Leistung, die Kermani mit wissenschaftlichen Arbeiten, Romanen, Essays, Reportagen erbringt, zeige, wie sehr er sich der Würde des einzelnen Menschen und dem Respekt für verschiedene Kulturen und Religionen verpflichtet wisse.
Die Veranstaltung im Alten Rathaus ist eine moderierte Lesung mit dem Friedenspreisträger. Er wird unterstützt von Schauspieler Cristian Brückner, der aus Reportagen von Kermani und dessen neuestem Buch „Ungläubiges Staunen. Über das Christentum“ liest. Niels Beintker spricht mit dem Gast über dessen Leben, Bücher und hohe Auszeichnung.
Ansonsten lockt der „Leipziger literarische Herbst“ seine Fans mit vielen weiteren bekannten Namen in die Veranstaltungen – darunter Günter Gentsch, Sherko Fatah, Friedrich Schorlemmer, Radjo Monk, Bernhard Nowak, Axel Thielmann, Thomas Bachmann, Mario Schneider, Eleonora Hummel, Constance Timm, Kurt Mondaugen.
Die Abschlussveranstaltung findet am Dienstag, den 27. Oktober, um 19.30 Uhr im Haus des Buches statt. Moderator Michael Hametner stellt im Zusammenhang mit einer Lesung den Autor Ilia Trojanow vor.
Eine Woche zuvor wird das Literaturspektakel natürlich erst einmal eröffnet, und zwar am Dienstag, den 20. Oktober, um 19 Uhr in der Alten Handelsbörse von Michael Faber, Leipzigs Bürgermeister für Kultur.
Die Einladung sprechen der Verband deutscher Schriftsteller, das Bureau du livre der französischen Botschaft, das Institut Francais und die Stadt Leipzig gemeinsam aus. Diese herbstlichen Büchertage tragen sich im abwechslungsreichen deutschen Kulturkalender gewiss deutlich ein.
Traude Engelmann