Am 7. April 1839 begann für die Buchstadt Leipzig eine neue Zeitrechnung. Die Eröffnung der ersten deutschen Ferneisenbahnstrecke von Leipzig nach Dresden markiert einen Meilenstein. Eine Revolution im Transportwesen, die Entwicklungen ermöglichte, von denen zuvor kaum jemand zu träumen gewagt hätte. Der Leipziger Eudora-Verlag hat das passende Buch zum Jubiläum.
Wenn der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) von Weimar nach Leipzig reiste, nahm er die Kutsche. Eine beachtliche Strecke, die über die berühmte Europastraße „Via Regia“ führte und in einem Ruck nicht zu bewältigen war. Wer sich das nicht leisten konnte, ging zu Fuß.
In Rippach – etwa auf halbem Weg zwischen Weißenfels und Lützen – gab es einen Rasthof „Zum Weißen Schwan“, der bis heute existiert, wenn auch mit neuer Ausrichtung. Da machte Goethe dann Station, weil es von Rippach bis Leipzig noch knapp fünf Stunden waren. Fast eine Tagesreise.
Die neue Eisenbahn, die am 7. April 1839 erstmals von Leipzig nach Dresden dampfte und die erste Fernverbindung dieser Art in Deutschland einweihte, benötigte für die rund 120 Kilometer etwa vier Stunden. Fuhr also vier- bis fünfmal so schnell wie Goethes Kutsche. Sensationell.
Der ICE benötigt heute für die Strecke Leipzig-Dresden knapp eine Stunde. Doch das neue „Feuerross“ anno 1839 bewirkte im Vergleich dazu einen Quantensprung, der für die Buchstadt Leipzig Gold wert sein sollte.
In den Jahren darauf wuchs schnell ein dichtes Schienennetz, das nicht nur die Eisenbahnpioniere beglückte. Der Wirtschaftswissenschaftler Friedrich List hatte die Entwicklung angestoßen und Gustav Harkort stand dann dem Projekt für die Leipzig-Dresdener-Eisenbahn (LDE) vor.
Eine Geschichte voller Tragik und Dramatik – und auch von Neid und Missgunst. Die nicht nur Sieger kennt und doch reichhaltig Lohnenswertes offenbart und dazu ein gewaltiges Maß an Innovationskraft. Ein Schlüsselfaktor zudem für die Buchstadt Leipzig.
Ralf Haase hat das auf rund 150 Seiten in seinem Buch „175 Jahre erste deutsche Ferneisenbahn zwischen Leipzig und Dresden“ leicht verständlich und anschaulich zusammengestellt und der Leipziger Eudora-Verlag diese spannenden Episoden zu Tatsachen und Hintergründen publiziert.
Holger Gemmer