Elia van Scirouvsky startete in Leipzigs Musik-Kneipe Flowerpower eine neue Veranstaltungsreihe, in der er das Thema „Rock“ einmal im Monat behandelt – musikalisch mit der Hausband und literarisch mit kompetenten Gästen. Damit bietet er Freunden, Kennern und Neueinsteigern der Szene ein amüsantes Programm.
Es soll ja nicht die schlechteste Verbindung sein, die Text und Musik miteinander eingehen können – im Lied, in der Oper, beim Leierkastenspiel. Oder auch in Personalunion eines schreibenden Sängers und Gitarristen wie Rik Paul Ullrich, dessen Autobiographie „Eine Riesin trug mich übers Meer“ die glückliche Verschmelzung seiner unterschiedlichen Talente zeigt.
Seiner Vorliebe für Blues und Rock frönt er vor allem mit Instrument und Stimme, und zwar so mitreißend, dass er unter anderem von Bands und Musikern wie White Magpie und Thomas Hanke gern als Mitspieler aufgenommen wurde und gemeinsam mit vielen Berühmtheiten des Genres wie Joe Filisko, Charly Musselwhite und der Claus-Renft-Combo auf der Bühne stehen durfte.
Als Mitglied der Hausband der Szene-Kneipe Flowerpower in der Leipziger Riemannstraße 42, wo er im Duo mit Koma Kschentz den Gitarrenklub bildet, lockt er seit Jahren viele Fans an. Und wer die fragt, kann leicht zu der Erkenntnis kommen, dass sich mit Rik Paul Ullrich ein deutscher Johnny Cash in der Welt der Popmusik eingefunden hat.
Elia van Scirouvsky – Autor, Redakteur, Lektor und vielbeschäftigter Moderator der Region – wollte sich diesen künstlerischen Leckerbissen zugunsten seines eigenen Metiers nicht entgehen lassen. Ihm, dem eine vorzeigbare Musikalität leider abgesprochen werden muss, kam die Idee zweier guter Seelen hinter der Bar des Flowerpowers gerade recht. Sie regten ihn zu einer amüsanten Veranstaltungsreihe an, die Literatur und Rock in Verbindung erleben lässt.
Und dank aller von deren Anziehungskraft Überzeugten brachte er das neue Konzept am 1. September zum ersten Mal erfolgreich auf die Bühne – dicht an der Seite des musikalisch agierenden zweiten Standbeins des Projekts, des besagten Gitarrenklubs. Seither bietet die beliebte Szene-Kneipe in der Riemannstraße 42 jeden ersten Dienstag im Monat pünktlich ab 21.00 Uhr eine Rock-Lesung an.
Inzwischen, nach den ersten Einblicken in die Praxis der Verwirklichung, darf das Projekt als gelungen bezeichnet werden. Es kombiniert van Scirouvskys lässige Moderation, die er in Rede und Gegenrede mit kompetenten Mitwirkenden humorvoll erweitert, mit Darbietungen von Geschichten, Anekdoten und Musikeinlagen. Alles originell und unterhaltend, fernab der Langenweile.
Dafür bürgt auch die gelungene Auswahl des dem Thema verpflichteten Gastes des jeweiligen Abends. Bereits für den Einstieg in die Veranstaltungsreihe hat der Gastgeber ein gutes Händchen bewiesen, indem er den Leipziger Schriftsteller und Moderator Volly Tanner auf den veränderlichen Posten des prominenten Mitunterhalters rief. Woraufhin der an das Rampenlicht Gewöhnte gern mal locker die Sau herausließ. Was heißt, dass er seine sprachlichen und körperlichen Ausdrucksmittel unverklemmt, tabulos und mit sexuellen Anspielungen bestückt an das Publikum verschenkte.
Beim Bewältigen dieser nicht ganz leichten Nummer half ihm offensichtlich seine Begeisterung für den kanadischen Singer-Songwriter, Dichter und Schriftsteller Leonard Cohen, der den ersten Protagonisten der neuen Rock-Lesereihe abgab – gemäß dem Konzept, jede Ausgabe einem anderen berühmten Verteter des Genres, ob Einzelpersönlichkeit oder Band, zu widmen.
Was in diesem Fall als Widmung verstanden wurde, war feinste Kunst der Kleinen Bühne. Cohen wurde von der bunten Schar der Akteure sowohl mit getexteten Erinnerungen, Gedichten und Gesprächen als auch mit musikalisch-gesanglichen Einlagen heraufbeschworen und wiederbelebt.
Es war eine Lust, zuzuhören und zuzuschauen. Ein Effekt, der dem Publikum des Flowerpower auch für die kommenden Ausgaben seiner Reihe von Rock-Lesungen garantiert werde. Sagt Elia van Scirouvsky. Schließlich seien es immer die Fans, die aus Zuspruch Kult werden lassen können.
Die Rock-Lesungen finden in der Musik-Kneipe Flowerpower regelmäßig jeden ersten Dienstag im Monat statt. Die zweite Ausgabe der Veranstaltungsreihe wird am 6. Oktober über die Bühne gehen und der erfolgreichen Punkrock-Band „Die Ärzte“ gewidmet sein. Als fachkundiger Gast ist der Leipziger Kult-DJ Kermit vorgesehen.
Traude Engelmann